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GLOBAL ORGANIC TEXTILE STANDARD
ECOLOGY & SOCIAL RESPONSIBILITY

Global Standard startet die öffentliche Konsultation zum neuen Global Responsible Textile Standard (GRTS).
Bringen Sie sich jetzt ein und gestalten Sie die Zukunft verantwortungsvoller Textilien mit.

Ausweitung der GOTS-Prinzipien auf weitere Fasern: Einführung des Global Responsible Textile Standard (GRTS)

Global Standard, die unabhängige, eigenfinanzierte Non-Profit-Organisation hinter dem Global Organic Textile Standard (GOTS), hat sich der Förderung höchster sozialer und ökologischer Wirkung in textilen Lieferketten verschrieben – durch freiwillige Nachhaltigkeitsstandards und begleitende Aktivitäten. Geleitet von den Prinzipien Gesundheit, Ökologie, Fairness und Achtsamkeit verfolgt Global Standard die Vision einer Welt, in der Textilien so produziert werden, dass sie das Leben der Menschen und die Umwelt positiv beeinflussen.

Um diese Mission über den Bio-Bereich hinaus auszuweiten, führt Global Standard nun den Global Responsible Textile Standard (GRTS) ein – einen neuen freiwilligen Nachhaltigkeitsstandard, der dieselben strengen sozialen und ökologischen Kriterien sowie denselben bewährten Drittzertifizierungsprozess wie GOTS anwendet. Während sich GOTS auf Bio-Fasern konzentriert, überträgt GRTS diese Glaubwürdigkeit auf klar definierte, weitere verantwortungsvolle Fasertypen.

Warum GRTS?

Der 2006 eingeführte Global Organic Textile Standard (GOTS) ist heute international anerkannt – von Regierungen, Industrie, NGOs und Verbraucher:innen. Mit über 15.000 zertifizierten Betrieben in 87 Ländern ist GOTS der weltweit führende Standard für die Verarbeitung von Bio-Textilien – und wächst stetig weiter.

Auf diesem bewährten Fundament baut nun der Global Responsible Textile Standard (GRTS) auf. Er ist die logische Weiterentwicklung und überträgt dieselben hohen Anforderungen, dieselbe Unabhängigkeit und dieselbe vertrauenswürdige Drittverifizierung auf eine klar definierte Auswahl verantwortungsvoller, nicht-biologischer Fasern. Ziel ist es, die positiven Auswirkungen von Nachhaltigkeitszertifizierungen auf eine breitere Materialbasis auszudehnen – und damit messbar mehr Wirkung für nachhaltige Entwicklung zu erzielen.

GRTS bietet Unternehmen eine praxisnahe und glaubwürdige Lösung, um gestiegene Erwartungen an Transparenz in der Lieferkette und verantwortungsvolle Beschaffung zu erfüllen. Es unterstützt sie dabei, regulatorische Anforderungen zu erfüllen – und zeigt ihr Engagement für soziale und ökologische Integrität über den Bio-Bereich hinaus.

Grundprinzipien und Kriterien von GRTS

GRTS übernimmt die zentralen Grundsätze von GOTS, darunter:

Menschenrechte & soziale Kriterien
 Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, Diskriminierungsfreiheit, sichere Arbeitsbedingungen.

Ökologische Anforderungen
 Umweltfreundliche Prozesse und Materialien, inklusive Chemikalienmanagement.

Verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln
Sorgfaltspflicht (Due Diligence) zur Bewertung und Steuerung ökologischer und sozialer Risiken.

Abdeckung aller Verarbeitungsstufen
 Vom Rohmaterial bis zum Endprodukt – keine Ausnahmen.

Rückverfolgbarkeit
 Transparente Materialverfolgung und Mengenerfassung entlang der gesamten Lieferkette.

Unabhängige Drittzertifizierung
Alle Anforderungen werden durch akkreditierte Zertifizierungsstellen geprüft.

Kein Einsatz von GVO-Fasern
 Ausschluss gentechnisch veränderter Rohstoffe.

Geltungsbereich und Teilnahmeberechtigung

·      GRTS gilt für eine definierte Liste verantwortungsvoller Fasern, die im Global Fibre Registry erfasst sind.

·      Voraussetzung für die Teilnahme ist ein gültiges GOTS Scope Certificate.

Es gibt kein separates Zertifizierungsverfahren – GRTS wird als Erweiterung des bestehenden GOTS-Zertifikats beantragt.

Zeitplan der Entwicklung

Die Entwicklung von GRTS erfolgt transparent und im Einklang mit den ISEAL-Leitlinien für glaubwürdige Standards:

·      Start der öffentlichen Konsultation: Juli 14 2025 

Beteiligen Sie sich an der öffentlichen Konsultation

Global Standard lädt alle interessierten Stakeholder – Unternehmen, NGOs, Bürger:innen, Auditor:innen – ein, sich am öffentlichen Konsultationsprozess zu beteiligen. Ihre Rückmeldungen helfen dabei, einen praxisnahen und zukunftsfähigen Standard zu gestalten, der den Bedürfnissen der Branche entspricht.

Hier teilnehmen 

Die Entwurfsfassung von GRTS 

Der Entwurf des Durchführungshandbuchs für GRTS

Informiert bleiben

Um aktuelle Informationen über GRTS-Meilensteine, Konsultationsveranstaltungen und die endgültige Veröffentlichung zu erhalten:

Frequently asked questions

Was ist GRTS

Der Global Responsible Textile Standard (GRTS) ist ein freiwilliger Nachhaltigkeitsstandard, entwickelt von der Non-Profit-Organisation Global Standard – bekannt als Trägerorganisation des renommierten Global Organic Textile Standard (GOTS). GRTS wendet dieselben strengen Umwelt- und Sozialkriterien, Rückverfolgbarkeitssysteme sowie die etablierte Drittzertifizierungsstruktur wie GOTS an, richtet sich jedoch an eine breitere Palette von Fasern, die zertifiziert sind, um den im Standard definierten Anforderungen an „verantwortungsvolle“ Herkunft zu entsprechen (siehe unten). Kurz gesagt: GRTS ist GOTS – nur mit alternativen Fasern anstelle von Biofasern.

Warum wurde GRTS entwickelt? Warum ein weiterer Standard?

GRTS wurde von der gemeinnützigen Organisation Global Standard entwickelt, um einem wachsenden Bedarf der Textilbranche nach einem glaubwürdigen Nachhaltigkeitsstandard auch jenseits von Biofasern gerecht zu werden. GOTS bleibt weiterhin der Maßstab für Textilien aus kontrolliert biologischem Anbau. Allerdings verarbeiten viele GOTS-zertifizierte Unternehmen auch andere verantwortungsvoll erzeugte Materialien, für die es bislang kein einheitliches Zertifizierungssystem gab. Mit GRTS schafft Global Standard nun die Möglichkeit, auch Produkte aus verantwortungsvoll gewonnenen Fasern nach denselben anspruchsvollen sozialen und ökologischen Kriterien sowie mit bewährter Drittverifizierung und Rückverfolgbarkeit zertifizieren zu lassen. So können nachhaltige Produktionspraktiken auf weitere Fasertypen ausgeweitet werden – ohne die Glaubwürdigkeit  der beiden Standards zu schwächen.

Was bedeutet „verantwortungsvoll“ im Kontext von GRTS?

„Verantwortungsvoll“ bezieht sich bei GRTS ausschließlich auf die verwendeten Fasern. Der Standard definiert keine neuen Fasertypen, sondern erkennt bestehende Fasern an, sofern sie über unabhängige Zertifizierungen verfügen und strenge Kriterien erfüllen, darunter:

·      Lückenlose Rückverfolgbarkeit mit physischer Trennung (kein Massenbilanzverfahren)

·      Zertifizierung durch eine unabhängige Stelle

·      Ausschluss gentechnisch veränderter Organismen (GVO)

·      Verzicht auf hochgefährliche Pestizide

·      Einhaltung des Tierschutzes

·      Kein Mulesing bei lebenden Lämmern

·      Umweltfreundliche geschlossene Herstellungsprozesse bei regenerierten Zellulose- und Synthetikfasern

·      Zellulose-Rohstoff aus verantwortungsvoller Forstwirtschaft und ohne Gentechnik

·      Biopolymere müssen biologisch abbaubar und verantwortungsvoll bezogen sein

·      Einhaltung sozialer Standards bei der Herstellung der  Fasern

Nur Fasern, diealle Anforderungen erfüllen, können im Rahmen von GRTS verwendet werden.

Soll GRTS GOTS ersetzen oder ergänzen?

GRTS ersetzt GOTS nicht – es ergänzt den bestehenden Standard. GOTS bleibt der Maßstab für Bio-Textilien und wird weiterhin unabhängig eingesetzt und weiterentwickelt. GRTS erfüllt einen anderen Zweck: Er zertifiziert Produkte aus verantwortungsvoll gewonnenen Fasern nach denselben Grundsätzen, Verfahren und Kontrollmechanismen wie GOTS.

Wird es langfristig eine Zusammenführung von GOTS und GRTS geben?

Nein. GOTS und GRTS sind zwei eigenständige, sich ergänzende Standards. Sie basieren zwar auf derselben Zertifizierungsinfrastruktur und teilen viele Grundprinzipien, verfolgen aber unterschiedliche Ziele.

Will it be beneficial to already hold GOTS certification when applying for GRTS?

Yes, it will be beneficial. Holding a valid GOTS Scope Certificate will allow these companies to directly receive a GRTS scope certificate upon application to their Certification Bodies and a review by those Certification Bodies.

GRTS uses the same Certification Bodies, traceability tools, environmental and social criteria, and audit processes as GOTS. GOTS-certified companies are already familiar with these systems and can extend their scope with minimal effort.

Ist eine bestehende GOTS-Zertifizierung hilfreich für die GRTS-Zertifizierung?

Ja. Unternehmen mit einem gültigen GOTS Scope Certificate können direkt ein GRTS Scope Certificate bei ihrer Zertifizierungsstelle beantragen. GRTS nutzt sowohl dieselben Zertifizierungsstellen, Rückverfolgbarkeitstools, Umwelt- und Sozialkriterien als auch Prüfverfahren wie GOTS. GOTS-zertifizierte Unternehmen sind mit diesen Prozessen bereits vertraut und können ihren Geltungsbereich ohne großen Mehraufwand erweitern.

Deckt GRTS die gesamte Wertschöpfungskette ab – vom Faserursprung bis zum Endprodukt?

Ja. GRTS umfasst alle Stufen der textilen Lieferkette – von der zertifizierten verantwortungsvollen Faser bis zum gekennzeichneten Endprodukt. Jede Stufe unterliegt einer unabhängigen Drittprüfung und Mengenerfassung. So wird durchgängige Rückverfolgbarkeit und Einhaltung der Anforderungen über die gesamte Kette hinweg gewährleistet. GRTS bietet damit eine vollständige und überprüfbare Absicherung ökologischer und sozialer Verantwortung.

Wie stellt Global Standard sicher, dass GRTS den Wert von GOTS nicht mindert?

Global Standard erhält GOTS als Maßstab für Bio-Textilien und hat GRTS bewusst als ergänzenden Standard konzipiert. Die Integrität beider Standards wird durch Folgendes sichergestellt:

·       Getrennte Kennzeichnung: Ein Produkt darf entweder mit GOTS oder mit GRTS gekennzeichnet sein – nie mit beiden. Das verhindert eine Verwässerung der GOTS-Aussage und schafft klare Unterscheidung.

·      GOTS bleibt Grundlage: Für die GRTS-Zertifizierung müssen Unternehmen alle Anforderungen von GOTS erfüllen. Damit bleibt GOTS auch strukturell die Basis.

·      Keine Überschneidung beim Faserspektrum: Produkte mit einem Bio-Faseranteil von über 69 % fallen weiterhin ausschließlich unter GOTS.

·      Gleich hohe Anforderungen: Beide Standards folgen denselben strengen Umwelt-, Sozial- und Rückverfolgbarkeitskriterien. Die Glaubwürdigkeit von GOTS wird dadurch nicht vermindert.

Dieses System ermöglicht es Unternehmen, ihr Nachhaltigkeitsengagement auszuweiten – ohne die starke Position und den klaren Fokus von GOTS zu schwächen.

Für welche Produktkategorien ist GRTS vorgesehen (z. B. Bekleidung, Heimtextilien, Schuhe)?

GRTS wird dieselben Produktkategorien abdecken, wie GOTS. Dazu gehören – ohne darauf beschränkt zu sein –  Bekleidung, Heimtextilien, Accessoires und Körperpflegeprodukte. Ziel ist es, Unternehmen, die bereits Produkte dieser Kategorien unter GOTS zertifizieren lassen, eine nahtlose Ausweitung auf weitere verantwortungsvoll zertifizierte Fasern zu ermöglichen. Gleichzeitig stellt GRTS durch eine eindeutige Kennzeichnung sicher, dass Produkte klar voneinander abgegrenzt sind – im Sinne von Transparenz und informierter Kaufentscheidung entlang der gesamten Lieferkette.

Welche Kriterien teilen sich GOTS und der aktuelle GRTS-Entwurf?

Der aktuelle Entwurf von GRTS orientiert sich bewusst eng an den etablierten Prinzipien und Anforderungen von GOTS. Damit wird ein reibungsloser Übergang für Unternehmen ermöglicht, die bereits innerhalb des GOTS-Systems arbeiten. Alle zentralen GOTS-Anforderungen – von Menschenrechten und sozialer Verantwortung bis hin zu Umweltstandards, Chemikalienmanagement und Sorgfaltspflichten – sind vollständig in GRTS integriert.

Im Einzelnen teilen GRTS und GOTS folgende Kernkriterien:

·      Rückverfolgbarkeit: Lückenlose Transparenz über die gesamte Lieferkette hinweg – von der Faser bis zum Endprodukt.

·      Sorgfaltspflicht (Due Diligence): Klare Verantwortung der Unternehmen zur Erkennung, Bewertung und Minimierung von Risiken für Mensch und Umwelt – im Einklang mit internationalen Regelwerken zu Menschenrechten und Umwelt

·      Umweltkriterien: Einsatz zugelassener Chemikalien, Abwasserbehandlung, Emissionskontrolle und weitere ökologische Schutzmaßnahmen zum Schutz der Umwelt und der Produktsicherheit.

·      Soziale Kriterien: Verpflichtung zur Einhaltung der Menschenrechte, sichere Arbeitsbedingungen, Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit sowie Achtung der Vereinigungsfreiheit.

·      Drittzertifizierung: Die Einhaltung aller Anforderungen wird durch unabhängige, akkreditierte Zertifizierungsstellen geprüft.

·      Abdeckung der gesamten Verarbeitungskette: Alle Stufen der Verarbeitung sind zertifizierungspflichtig – ohne Ausnahmen.

·      Multi-Stakeholder-Governance: Beide Standards werden durch transparente und inklusive Prozesse weiterentwickelt, im Einklang mit den ISEAL-Richtlinien für glaubwürdige Nachhaltigkeitsstandards.

Diese enge Übereinstimmung gewährleistet, dass GOTS-zertifizierte Unternehmen ihre bestehenden Systeme und Prozesse effizient auf GRTS ausweiten können – ohne doppelte Prüfungen oder zusätzlichen Verwaltungsaufwand.

Faserzulassung bei GRTS

Welche Fasern sollen unter GRTS zugelassen werden?

Für GRTS-zertifizierte Produkte kommen verschiedene Faserarten infrage – darunter Naturfasern pflanzlichen und tierischen Ursprungs, regenerierte Zellulosefasern, Biopolymere, ausgewählte synthetische sowie recycelte Fasern. Voraussetzung ist, dass sämtliche eingesetzten Fasern zertifiziert sind und im Global Fibre Registry registriert wurden. (Siehe auch Frage 3 für weitere Details.)

Welche Faserstandards sollen im Rahmen von GRTS anerkannt werden?

GRTS akzeptiert ausschließlich Faserstandards, die eine Reihe definierter Mindestanforderungen für verantwortungsvolle Produktion erfüllen. Der aktuelle Entwurf von GRTS sieht folgende Kriterien vor:

·      Rückverfolgbarkeit über die gesamte Lieferkette mit physischer Trennung der Materialflüsse (Massenbilanzverfahren ist nicht zulässig)

·      Unabhängige Zertifizierung durch Dritte

·      Ausschluss gentechnisch veränderter Organismen (GVO)

·      Verbot hochgefährlicher Pestizide

·      Verpflichtende Einhaltung von Tierschutzstandards – einschließlich Mulesing-Verbot in der Wollproduktion.

Welche Kriterien bestimmen die grundsätzliche Eignung von Fasern (z. B. CO₂-Fußabdruck, biologische Abbaubarkeit, soziale Wirkung)?

Die zentralen Anforderungen an Standards für „verantwortungsvoll“ erzeugte Fasern lauten:

·      Rückverfolgbarkeit mit physischer Trennung über die gesamte Lieferkette

·      Zertifizierung durch eine unabhängige Drittpartei

·      Kein Einsatz von GVO

·      Verbot hochgefährlicher Pestizide

·      Verpflichtender Tierschutz, einschließlich Mulesing-Verbot

Diese Kriterien sollen sicherstellen, dass alle in GRTS-zertifizierten Produkten verwendeten Fasern ökologisch verträglich, sozial verantwortungsvoll und transparent überprüfbar produziert wurden.

Werden konventionelle Baumwolle, regenerative Baumwolle oder Fasern „in Umstellung auf Bio“ zugelassen?

Konventionelle Fasern, die die Mindestanforderungen von GRTS nicht erfüllen, sind ausgeschlossen. Regenerative Baumwolle wird nur dann akzeptiert, wenn sie nach einem anerkannten „verantwortungsvollen“ Standard zertifiziert ist. Bio- und Umstellungsfasern dürfen in GRTS-Produkten verwendet werden, sofern ihr Anteil unter 70 % des Gesamtfasergehalts liegt. Produkte mit einem höheren Anteil fallen in den Geltungsbereich von GOTS – nicht von GRTS.

Sind Mischfasern (z. B. Bio-Baumwolle + recyceltes Polyester) zulässig?

Ja, Faserblends sind grundsätzlich für GRTS zugelassen – vorausgesetzt, 100 % der verwendeten Fasern sind nachweislich als „verantwortungsvoll“ zertifiziert. Der Einsatz synthetischer Fasern unterliegt jedoch zusätzlichen Einschränkungen, insbesondere im Hinblick auf Herstellungsverfahren und Umweltauswirkungen.

Gibt es vorgeschriebene Mindestgehalte an verantwortungsvollen Fasern?

Ja, GRTS definiert zwei zentrale Schwellenwerte:

·      100 % der eingesetzten Fasern müssen gemäß GRTS als „verantwortungsvoll“ anerkannt sein

·      Der Anteil an Bio- oder Umstellungsfasern muss unter 70 % liegen, um im Geltungsbereich von GRTS zu bleiben

Diese Vorgaben gewährleisten eine klare Abgrenzung zu GOTS und sichern die Integrität beider Standards.

Wie können Faserhersteller oder Innovatoren neue Fasern zur Prüfung einreichen?

Im Rahmen der öffentlichen Konsultationsverfahren wird Global Standard die Bewertungskriterien für „verantwortungsvolle“ Faserstandards veröffentlichen. Standardgeber werden eingeladen, eine Selbsteinschätzung vorzulegen, die ihre Übereinstimmung mit diesen Kriterien belegt. Standards, die die Mindestanforderungen erfüllen, werden in die Erstliste zugelassener Standards aufgenommen. Der Prozess bleibt offen, sodass auch später weitere Standards eingereicht werden können.

Sind synthetische (erdölbasierte) Fasern zugelassen – und wenn ja, unter welchen Bedingungen?

Einige synthetische Fasern können im Rahmen von GRTS zugelassen werden – allerdings nur, wenn sie in ungiftigen, geschlossenen Herstellungsprozessen gefertigt wurden.

Wie positioniert sich GRTS zu gentechnisch veränderter Baumwolle?

GRTS verfolgt eine konsequente Nicht-GVO-Politik – im Einklang mit den Prinzipien des ökologischen Landbaus. Der Einsatz gentechnisch veränderter Baumwolle ist nicht zulässig. Diese Haltung stützt sich auf über 50 Jahre wissenschaftlicher Erkenntnisse, wonach Gentechnik in der Landwirtschaft weder als verantwortungsvoll noch als nachhaltig gilt. GRTS versteht sich als Instrument zur Förderung des Wandels weg von konventioneller, chemieintensiver Landwirtschaft hin zu ökologisch und sozial verantwortungsvoller Produktion – Gentechnik steht dieser Ausrichtung entgegen.

Wie will GRTS trotz der Verbreitung von GVO-Baumwolle Skalierbarkeit ermöglichen?

GRTS hält an seinem Grundprinzip des GVO-Ausschlusses fest – auch angesichts der weiten Verbreitung gentechnisch veränderter Baumwolle. Statt Abstriche bei den Standards zu machen, zielt GRTS darauf ab, die Nachfrage nach nicht-GVO-Baumwolle zu stärken und damit Landwirte sowie  Saatgutanbieter zu unterstützen, die auf gentechnikfreie Sorten setzen. In zahlreichen Ländern ist nicht-GVO-Baumwolle bereits heute verfügbar – etwa in der Türkei, Griechenland, Spanien, Peru oder Kirgisistan, wo der Anbau von GVO-Baumwolle gesetzlich untersagt ist. GRTS unterstützt diese Entwicklungen durch klare Marktsignale und ein glaubwürdiges Zertifizierungssystem.

Wie geht GRTS mit tierischen Materialien (z. B. Wolle, Seide) um?

Tierische Fasern in GRTS-zertifizierten Produkten müssen aus zertifizierten Quellen stammen, die strenge Tierschutzvorgaben erfüllen. Wolle darf zum Beispiel nur von Schafen stammen, die nicht dem Mulesing oder anderen schmerzhaften Eingriffen unterzogen wurden. Nur Standards, die solche Anforderungen verlässlich überprüfen können, werden anerkannt.

Wie wird Tierschutz sichergestellt – insbesondere in Bezug auf Praktiken wie Mulesing?

Der Tierschutz ist ein zentrales Kriterium für die Einstufung als verantwortungsvolle Faserproduktion. Wenn ein Faserstandard problematische Praktiken wie Mulesing nicht explizit verbietet, müssen zusätzliche Nachweise erbracht werden, um die Einhaltung der Tierschutzanforderungen zu belegen.

Umweltkriterien im Rahmen von GRTS

Werden die Umweltanforderungen für die Verarbeitung denen von GOTS entsprechen oder setzt GRTS neue Maßstäbe?

GRTS übernimmt vollständig die bestehenden Umwelt-, Chemikalien- und Verarbeitungsanforderungen des GOTS-Standards. Die ökologischen Kriterien von GOTS gelten unverändert auch für GRTS. Sollte es zukünftig für bestimmte neue Fasertypen, die unter GRTS zertifiziert sind, spezielle Verarbeitungsschritte geben, die im GOTS-Standard nicht abgedeckt sind, können ergänzende Anforderungen definiertt werden. Derzeit besteht jedoch kein Bedarf an zusätzlichen Umweltauflagen über die bestehenden GOTS-Vorgaben hinaus.

Wird die Liste eingeschränkt zugelassener Substanzen (RSL) mit der von GOTS identisch sein?

Ja. Die bei GRTS geltende RSL (Restricted Substances List) entspricht vollständig derjenigen von GOTS. Prüfungen von chemischen Rückständen sowie die Bewertung der eingesetzten Hilfsmittel und Chemikalien erfolgen exakt nach den Vorgaben von GOTS – ohne Abweichungen.

Welchen Ansatz verfolgt GRTS zur Reduzierung von Mikroplastikemissionen?

GRTS orientiert sich am Ansatz aus GOTS Version 8.0 zur Vermeidung und Kontrolle von Mikroplastikverschmutzung. Geplant sind Maßnahmen zur Bewertung, Begrenzung und Reduktion von Mikrofaseraustrag bei Textilverarbeitung und Abwasserbehandlung. Diese Maßnahmen – sobald sie final festgelegt wurden – werden auch für GRTS verbindlich sein. GOTS Version 8.0 befindet sich derzeit in Überarbeitung, auch im Hinblick auf Mikroplastik. GRTS wird die endgültigen Vorgaben aus dem überarbeiteten GOTS-Standard übernehmen und deren Umsetzung in GRTS-zertifizierten Betrieben konsequent prüfen und dokumentieren.

Welche Nachweise werden zur Reduktion von Treibhausgasemissionen, Wasserverbrauch und Verunreinigungen verlangt?

GRTS verlangt dieselbe Form von Dokumentation und Nachweiserbringung wie unter GOTS Version 8.0 . Dazu gehören Daten zum Ressourcenverbrauch (z. B. Energie, Wasser, Chemikalien) sowie zu Maßnahmen zur Überwachung und Reduktion von Emissionen, Abfällen und Abwasser. Unternehmen müssen zunächst eine Ausgangsbasis dokumentieren (Baseline), aus der ihr aktueller Verbrauch und Ausstoß hervorgeht. Darauf aufbauend sind geeignete Strategien zur Reduktion von Energie-, Wasser- und Chemikalieneinsatz, zur Vermeidung von Abfällen sowie zur Verringerung der Treibhausgasemissionen zu entwickeln und umzusetzen. 

Welche Indikatoren werden zum Schutz der Bodengesundheit und Biodiversität herangezogen?

Der Schutz von Böden und Biodiversität wird primär auf Ebene des Faseranbaus bzw. der Rohstoffgewinnung betrachtet. Landwirtschaftliche Verfahren zur Erzeugung von Naturfasern müssen Standards einhalten, die ein ökologisches Gleichgewicht fördern. Die Verwendung gefährlicher Chemikalien ist – wie unter GOTS – stark eingeschränkt. So sind beispielsweise Substanzen verboten, die als sehr giftig für Wasserorganismen (H400) oder schädlich für das terrestrische Ökosystem (H433) eingestuft sind. Diese Vorgaben im Chemikalienmanagement leisten auch einen indirekten Beitrag zum Schutz der umliegenden Ökosysteme der Verarbeitungsstandorten.

Welchen praktischen Beitrag leistet GRTS zur Verbesserung der Nachhaltigkeit von Textilprodukten?

GRTS erweitert das bewährte Nachhaltigkeitskonzept von GOTS auf eine größere Bandbreite zertifizierter verantwortungsvoller Fasern. Durch die Anwendung strenger Umwelt-, Sozial- und Rückverfolgbarkeitsanforderungen auf Fasertypen, die außerhalb des Bio-Bereichs liegen, schafft GRTS zusätzliche Transparenz, höhere Umweltstandards und mehr Verantwortung entlang der textilen Lieferkette. Damit trägt GRTS wesentlich dazu bei, die ökologische und soziale Integrität von Textilprodukten zu verbessern – insbesondere in Bereichen, die bislang nicht durch GOTS abgedeckt wurden.

Menschenrechte und soziale Kriterien im Rahmen von GRTS

Welche sozialen und menschenrechtlichen Kriterien enthält der GRTS-Entwurf?

GRTS übernimmt die vollständigen Sozial- und Menschenrechtskriterien aus dem GOTS-Standard. Diese beinhalten die nachweisliche Einhaltung international anerkannter Arbeitsnormen, insbesondere der Kernübereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Zertifizierte Unternehmen müssen nachweisen, dass sie die Rechte der Beschäftigten achten, sichere und hygienische Arbeitsbedingungen gewährleisten, faire Behandlung sicherstellen und funktionierende Beschwerdemechanismen anbieten. Ziel der Kriterien ist es, Missbrauch zu verhindern und Würde, Gerechtigkeit sowie Rechenschaftspflicht am Arbeitsplatz zu fördern.

Gilt die Achtung der Menschenrechte entlang der gesamten Lieferkette?

Ja. GRTS verpflichtet zur Achtung der Menschenrechte über die gesamte zertifizierte Lieferkette hinweg. Jede Verarbeitungsstufe und jedes zertifizierte Unternehmen muss die sozialen Kriterien einhalten – einschließlich Subunternehmen und Dienstleister, sofern sie Teil des zertifizierten Geltungsbereichs sind. Unabhängige Prüfungen durch Dritte stellen sicher, dass die menschenrechtlichen Anforderungen nicht nur in Richtlinien, sondern auch in der betrieblichen Praxis umgesetzt werden.

Wie adressiert GRTS Kinderarbeit, Zwangsarbeit und Diskriminierung?

GRTS verbietet ausdrücklich Kinderarbeit, Zwangsarbeit und jede Form von Diskriminierung. Diese Verbote entsprechen den Sozialkriterien von GOTS sowie den Kernarbeitsnormen der ILO. Zertifizierte Unternehmen müssen klare Richtlinien und Nachweise über deren Einhaltung vorlegen. Diese werden im Rahmen von Audits überprüft. Verstöße gegen diese Grundprinzipien führen zur Aussetzung oder zum Entzug der Zertifizierung.

Sind Vereinigungsfreiheit und Tarifverhandlungsrechte Teil der Anforderungen?

Ja. Vereinigungsfreiheit und das Recht auf Kollektivverhandlungen sind zentrale Bestandteile der GRTS-Sozialkriterien, übernommen aus dem GOTS-Regelwerk. Beschäftigte in zertifizierten Betrieben müssen das Recht haben, sich frei zu organisieren, Gewerkschaften beizutreten und Tarifverhandlungen zu führen.

Wie wird die Einhaltung der sozialen Kriterien überprüft?

Die Einhaltung wird durch Vor-Ort-Audits unabhängiger Zertifizierungsstellen überprüft. Diese Audits umfassen Mitarbeitendengespräche, Dokumentenprüfungen sowie Betriebsbesichtigungen. Die sozialen Kriterien sind fester Bestandteil des gesamten Zertifizierungsprozesses und werden im Rahmen jährlicher Inspektionen beurteilt. Festgestellte Abweichungen werden in Auditberichten dokumentiert und müssen ggf. durch Korrekturmaßnahmen behoben werden.

Wird GRTS Vorgaben zu existenzsichernden Löhnen oder Lohntransparenz machen?

GOTS Version 7.0 verlangt, dass Löhne mindestens dem gesetzlichen Mindestlohn oder – sofern höher – dem branchenüblichen Standard entsprechen. Zwar ist die Zahlung existenzsichernder Löhne (Living Wage) noch nicht verpflichtend, jedoch wird eine Weiterentwicklung in diese Richtung unterstützt. GRTS übernimmt dies.. Zertifizierte Betriebe müssen korrekte Lohnunterlagen führen und faire sowie pünktliche Entlohnung nachweisen. Lohntransparenz wird ein verpflichtender Bestandteil der Auditprüfung sein.

Wie steht GRTS zu internationalen Regelwerken wie den UN-Leitprinzipien oder der OECD-Leitlinie zur Sorgfaltspflicht?

Da GRTS auf dem GOTS-Rahmen aufbaut, verfolgt es denselben Sorgfaltspflichten-Ansatz und entspricht damit den internationalen Vorgaben. GRTS orientiert sich eng an den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte sowie an der OECD-Leitlinie für verantwortungsvolle Lieferketten. Die Sorgfaltspflicht umfasst Risikoanalysen, kontinuierliche Überwachung, Einbindung von Anspruchsgruppen sowie transparente Verfahren zum Umgang mit Beschwerden und Abhilfe. Dieser strukturierte Ansatz unterstützt Unternehmen dabei, soziale und ökologische Risiken im Einklang mit internationalen Standards zu erkennen und zu steuern.

Kann GRTS Unternehmen bei der Einhaltung neuer gesetzlicher Vorgaben wie der EU CSDDD unterstützen?

Ja. GRTS ist so konzipiert, dass es Unternehmen bei der Einhaltung neuer gesetzlicher Vorgaben – etwa der EU-Richtlinie zur unternehmerischen Sorgfaltspflicht (Corporate Sustainability Due Diligence Directive, CSDDD) – aktiv unterstützt. Durch Anforderungen wie eine strukturierte Sorgfaltspflicht und Rückverfolgbarkeit  bietet GRTS die Instrumente und Nachweise, die für die rechtskonforme Umsetzung von Lieferkettenverantwortung erforderlich sind. GRTS schlägt so die Brücke zwischen freiwilligem Nachhaltigkeitsengagement und verbindlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen.

Zertifizierungsfähigkeit und zum Verfahren im Rahmen von GRTS

Wie läuft das Zertifizierungsverfahren für GRTS ab?

Für GRTS ist kein separates oder zusätzliches Zertifizierungsverfahren erforderlich. GRTS wurde als Erweiterung des bestehenden GOTS-Systems konzipiert. Unternehmen, die bereits GOTS-zertifiziert sind, können über ihre bestehende, von GOTS anerkannte Zertifizierungsstelle die Ausweitung ihres Zertifizierungsumfangs auf GRTS beantragen.

Können GOTS-zertifizierte Unternehmen ihren Zertifizierungsumfang auf GRTS erweitern?

Ja. Alle aktuell GOTS-zertifizierten Unternehmen können die Ausweitung ihres Zertifizierungsumfangs auf GRTS beantragen. Dieser Schritt erfolgt über die jeweils zuständige Zertifizierungsstelle, bei der das Unternehmen bereits für GOTS zertifiziert ist.

Ist eine GOTS-Zertifizierung Voraussetzung für GRTS?

Ja. Eine gültige GOTS-Zertifizierung ist formale Voraussetzung für die GRTS-Zertifizierung. Nur Unternehmen mit einem gültigen GOTS-Scope Certificate sind berechtigt, auch für GRTS zertifiziert zu werden. Dies gewährleistet die durchgehende Anwendbarkeit der hohen Anforderungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Rückverfolgbarkeit.

Können GOTS und GRTS über dieselbe Zertifizierungsstelle abgewickelt werden?

Ja – und das ist sogar verpflichtend. Unternehmen müssen ihre GOTS- und GRTS-Zertifizierung über dieselbe, von GOTS anerkannte Zertifizierungsstelle durchführen lassen. Für GRTS gibt es keine eigene Zertifizierungsinfrastruktur. Die Verfahren sind vollständig in das bestehende GOTS-System integriert und werden durch dieselben akkreditierten Stellen betreut und durchgeführt

Werden GOTS-anerkannte Zertifizierungsstellen automatisch für GRTS zugelassen?

Ja. Alle bestehenden, von GOTS zugelassenen Zertifizierungsstellen sind berechtigt, GRTS-Scope-Zertifikate auszustellen. Allerdings müssen GOTS-zertifizierte Unternehmen einen gesonderten Antrag auf GRTS-Zertifizierung stellen. Die Zertifizierungsstelle prüft daraufhin, ob das Unternehmen die GRTS-Anforderungen erfüllt. Erst nach erfolgreicher Überprüfung wird ein separates GRTS-Scope-Zertifikat ausgestellt.

Da viele GOTS-zertifizierte Unternehmen bereits eine breitere Produktpalette verarbeiten, bietet GRTS eine effiziente Möglichkeit zur Erweiterung des Zertifizierungsumfangs – ohne doppelte Audits.

Wird es Unterschiede bei Prüf- oder Auditfrequenz im Vergleich zu GOTS geben?

Nein. Da GRTS keine separate Zertifizierung erfordert, erfolgen Inspektionen und Audits gemeinsam mit dem bestehenden GOTS-Audit. Es wird keine zusätzliche Prüffrequenz eingeführt.

Können Audits für GOTS und GRTS gemeinsam durchgeführt werden?

Ja. Da GRTS unmittelbar auf den Kriterien und Verfahren von GOTS aufbaut, werden alle Prüfungen gebündelt durchgeführt. Dadurch ergibt sich ein effizienter und ressourcenschonender Zertifizierungsprozess – ohne doppelten Aufwand für die zertifizierten Betriebe.

Kennzeichnung & Werbeaussagen

Welche Kennzeichnungsoptionen wird es für GRTS-zertifizierte Produkte geben?

Produkte mit GRTS-Zertifizierung können sowohl auf dem Produkt selbst als auch außerhalb (z. B. auf Verpackungen oder in Kommunikationsmaterialien) gekennzeichnet werden – gemäß einer speziellen Kennzeichnungsrichtlinie. Diese wird analog zu den „Bedingungen zur Verwendung der GOTS-Zeichen“ alle Anforderungen an Kennzeichnung, Formulierungen und grafische Vorgaben festlegen, um Einheitlichkeit, Klarheit und Glaubwürdigkeit sicherzustellen.

Wird GRTS ein eigenes Logo haben?

Ja. GRTS wird über ein offizielles, eigenes Logo verfügen, das sich vom GOTS-Logo unterscheidet. Die eigenständige visuelle Identität schafft eine klare Abgrenzung im Markt zwischen GRTS- und GOTS-zertifizierten Produkten – innerhalb eines konsistenten Erscheinungsbildes der Standardfamilie von Global Standard. Die Nutzung des Logos wird in der kommenden GRTS-Kennzeichnungsrichtlinie geregelt sein.

Können GOTS- und GRTS-Angaben auf einem gemeinsamen Etikett erscheinen?

Nein. Eine Kombination von GOTS- und GRTS-Angaben auf demselben Produktetikett oder Hangtag ist nicht zulässig. GRTS und GOTS sind zwei separate Zertifizierungssysteme mit unterschiedlichen Geltungsbereichen.

Werden Händler und Online-Plattformen neue Vorgaben zur Darstellung GRTS-zertifizierter Produkte erhalten?

Ja. Wie bei GOTS gilt auch für GRTS: Aussagen im Handel oder Online müssen vollständig, korrekt und überprüfbar sein. Global Standard wird Leitlinien veröffentlichen, die Marken, Einzelhändlern und E-Commerce-Plattformen helfen, GRTS-zertifizierte Produkte korrekt zu kennzeichnen und zu präsentieren. Diese enthalten Vorgaben zur Verwendung des Logos, zu zulässigen Aussagen, zur Lizenznummer und zur Vermeidung irreführender Kommunikation.

Zeitplan & Einführung

Wie sieht der Fahrplan von der öffentlichen Konsultation bis zur Einführung aus?

Die öffentliche Konsultation zur GRTS-Version des Standards beginnt voraussichtlich im Juli 2025 und wird für 30 Tage möglich sein.

Ab wann können Unternehmen GRTS-Zertifizierungen beantragen?

Die offizielle Veröffentlichung des GRTS-Standards ist für November 2025 geplant. Ab diesem Zeitpunkt können berechtigte Unternehmen ihre Zertifizierung bei GOTS-anerkannten Zertifizierungsstellen beantragen.

Wann werden GRTS-zertifizierte Produkte im Handel erwartet?

Je nach Marktnachfrage und Umsetzung durch die Branche wird damit gerechnet, dass GRTS-gekennzeichnete Produkte gegen Ende 2026 im Markt erhältlich sein werden.

Rückverfolgbarkeit & Infrastruktur

Wie wird die Global Trace Base (GTB) GRTS unterstützen?

GRTS wird vollständig in die bestehende Infrastruktur der Global Trace Base (GTB) integriert. Damit stehen dieselben Funktionen für Zertifikatsmanagement, Transaktionsprüfung und Rückverfolgbarkeitsdokumentation zur Verfügung wie bei GOTS. Die Systemparameter werden dabei gezielt erweitert, um GRTS-spezifische Anforderungen abzubilden.

Wie wird die Rückverfolgbarkeit für nicht-organische, aber „verantwortungsvolle“ Fasern gewährleistet?

Die GTB wird auch bei GRTS dieselbe Rückverfolgbarkeit gewährleisten wie bei GOTS – mit vollständiger Dokumentation aller Transaktionen und physischer Trennung der Materialflüsse.

Wird es API-Schnittstellen zur digitalen Integration geben?

GRTS nutzt das bestehende GTB-System, das bereits API-basierte Datenübertragung ermöglicht. Damit wird die digitale Anbindung an bestehende Systeme der Unternehmen unterstützt.

Regulatorische Ausrichtung

Wie ist GRTS auf kommende EU-Vorgaben wie ESPR, DPP oder Green Claims Directive ausgerichtet?

GRTS wird gezielt so entwickelt, dass es die Einhaltung aktueller und kommender EU-Regelwerke unterstützt – darunter die Ecodesign for Sustainable Products Regulation (ESPR), der Digitale Produktpass (DPP) sowie die Green Claims Directive (GCD).

ESPR / DPP

GRTS trägt zur Umsetzung der ESPR-Ziele bei – u. a. in Bezug auf Kreislauffähigkeit, Energieeffizienz, Langlebigkeit und die Vermeidung umweltschädlicher Stoffe. Zwar befinden sich die konkreten Ökodesign-Anforderungen für Textilien noch in der Entwicklung, es ist jedoch davon auszugehen, dass viele der GOTS- und GRTS-Kriterien mit den kommenden Anforderungen übereinstimmen. Die bei der Zertifizierung erfassten Daten können direkt in den Digitalen Produktpass übernommen werden.

Green Claims Directive (GCD)

Die GCD verfolgt das Ziel, irreführende oder unbelegte Umweltbehauptungen zu unterbinden. Zertifizierungen wie GRTS und GOTS bieten durch Drittverifizierung und Rückverfolgbarkeit die notwendige Grundlage für glaubwürdige Umweltaussagen. Beide Standards erfüllen bereits zentrale Anforderungen für anerkannte Umweltzeichen. Eine formale Konformität mit der GCD muss jedoch durch eine Konformitätsbescheinigung einer akkreditierten Prüfstelle nachgewiesen werden, sobald die EU-Regularien finalisiert sind.

Rollen & Zuständigkeiten

Werden dieselben Regionalvertreter wie bei GOTS auch GRTS betreuen?

Ja. Die bestehenden Regionalvertretungen von GOTS werden auch für GRTS zuständig sein. So profitieren Unternehmen von Kontinuität, Effizienz und vertrauten Ansprechpersonen.

Wie erfolgt das Onboarding der Zertifizierungsstellen für GRTS?

Bereits für GOTS zugelassene Zertifizierungsstellen sind auch für GRTS zertifizierungsberechtigt. Global Standard wird dafür gezielte Schulungen, Dokumentationen und Auslegungshilfen zu GRTS bereitstellen – unter anderem in Form von Webinaren, Q&A-Sessions und kontinuierlichem Support.

Wird es Trainings und Workshops für Unternehmen und Stakeholder geben?

Ja. Wie bei GOTS plant Global Standard umfassende Schulungsangebote – für Zertifizierungsstellen, Unternehmen, Berater und weitere Interessierte. Diese umfassen Webinare, Workshops und Leitfäden zu Themen wie Anforderungen, Kennzeichnung, Rückverfolgbarkeit und regulatorischer Einordnung.

Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit & Zusammenarbeit

Wie können Marken ihren Kunden den Unterschied zwischen GOTS und GRTS erklären?

Marken sind verpflichtet, in allen externen Kommunikationskanälen klar zwischen GOTS und GRTS zu unterscheiden. Global Standard stellt dafür Leitlinien zur Verfügung, insbesondere zur korrekten Verwendung der GRTS-Zeichen. Klare Sprache und transparente Kennzeichnung sind essenziell, um Vertrauen in beide Standards zu gewährleisten.

Wird es vorgefertigte Kommunikationsvorlagen geben?

Ja. Global Standard wird ein Kommunikationspaket mit einsatzfertigen Vorlagen zur Verfügung stellen – einschließlich Textbausteinen, Claim-Formulierungen und Hinweisen zur Nutzung von GRTS-Logo und Zertifikatsbezug. Diese Vorlagen unterstützen die konsistente Kommunikation über digitale Medien, Verpackungen, Handel und Werbematerialien hinweg.

Können Marken bei GRTS-bezogenen Kampagnen mit Global Standard kooperieren?

Ja. Global Standard begrüßt die Zusammenarbeit mit Marken bei Kommunikationsmaßnahmen, die GRTS bekannter machen und glaubwürdige Nachhaltigkeitskommunikation fördern. Mögliche Formate sind gemeinsame Kampagnen, Storytelling-Formate, Praxisbeispiele oder die Teilnahme an Veranstaltungen und Awareness-Initiativen.

Anerkennung & Äquivalenz

Werden gegenseitige Anerkennungen mit anderen Standards (z. B. Textile Exchange, Cradle to Cradle) angestrebt?

Global Standard prüft aktiv Kooperations- und Anerkennungsmöglichkeiten mit anderen glaubwürdigen Nachhaltigkeitsinitiativen. Zwar wurden bislang keine formellen Vereinbarungen für GRTS bekannt gegeben, jedoch laufen Gespräche mit relevanten Organisationen. Ziel ist es, Doppelarbeit zu vermeiden, Effizienz zu steigern und – wo sinnvoll – zur Harmonisierung von Standards in der Branche beizutragen.

Wie wird sich GRTS in den nächsten 3 bis 5 Jahren voraussichtlich entwickeln?

Es wird erwartet, dass GRTS sukzessive an Bedeutung gewinnt – insbesondere bei GOTS-zertifizierten Unternehmen, die nachhaltige Praktiken auch auf nicht-bio, aber verantwortungsvoll erzeugte Fasern ausweiten möchten. Zwar hängen konkrete Prognosen von Marktbedingungen und regulatorischen Entwicklungen ab, doch wird insbesondere von Marken mit bestehenden GOTS-Zertifizierungen und wachsendem regulatorischem Druck eine starke Anfangsnachfrage erwartet.

Was sind die langfristigen Ziele und die strategische Vision von Global Standard für GRTS?

Global Standard verfolgt mit GRTS das Ziel, den Wandel der globalen Textilindustrie aktiv mitzugestalten – durch die Ausweitung des GOTS-Rahmens auf eine größere Vielfalt verantwortungsvoller Fasern und Lieferketten. GRTS soll glaubwürdige, rückverfolgbare und zukunftsorientierte Lösungen anbieten, die sowohl Markt- als auch Regulierungsanforderungen erfüllen und zur Umsetzung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) beitragen.

GRTS ist dabei Teil einer umfassenderen Strategie von Global Standard, ein Portfolio verantwortungsvoller Textilstandards zu etablieren und auf neue Herausforderungen und Chancen  zu reagieren.

Bedeutet die Einführung von GRTS eine Konkurrenz zu Textile Exchange? Und wie wirkt sich das auf Auditbelastung und Harmonisierung aus?

GRTS ist nicht als Konkurrenz zu bestehenden Standards gedacht, sondern als komplementäre Lösung, die eine erkennbare Lücke im Nachhaltigkeitszertifizierungsmarkt schließt. Anders als der Organic Content Standard (OCS), der ausschließlich den Anteil organischer Fasern überprüft, ist GRTS ein Verarbeitungsstandard: Er zertifiziert die gesamte Lieferkette – von der Faser bis zum Endprodukt – auf Grundlage anspruchsvoller Umwelt-, Sozial- und Rückverfolgbarkeitskriterien.

OCS kann weiterhin als Einstieg in die Welt der Bio-Zertifizierung dienen. GRTS hingegen richtet sich an Unternehmen, die diese hohen Standards auch auf andere zertifizierte verantwortungsvolle Fasern anwenden möchten – und das innerhalb der bestehenden GOTS-Infrastruktur.

Da GRTS und GOTS über dieselben Zertifizierungsstellen und synchronisierte Audits abgewickelt werden, verringert sich der Prüfaufwand für Unternehmen mit gemischten Faserportfolios. Dies reduziert die Auditbelastung, erhöht die Effizienz und unterstützt die Harmonisierung zwischen Systemen.

Wie werden Stakeholder in die Weiterentwicklung und Steuerung von GRTS eingebunden?

GRTS wird nach demselben Governance-Modell wie GOTS geführt, basierend auf dem ISEAL-Code of Good Practice für die Entwicklung glaubwürdiger Standards. Dazu gehören Konsultationen mit Interessensgruppen, transparente Überarbeitungsverfahren und öffentliche Beteiligungsmöglichkeiten. Stakeholder können sich über offene Konsultationen, Arbeitsgruppen oder branchenspezifische Dialogformate einbringen.

Welche Mechanismen sichern Transparenz und Glaubwürdigkeit von GRTS?

Die Glaubwürdigkeit und Transparenz von GRTS wird durch dieselben Mechanismen gewährleistet wie bei GOTS: öffentliche Zugänglichkeit von Standarddokumenten , unabhängige Drittzertifizierung, klar geregelte Beschwerdeverfahren sowie strikte Überwachung der Zertifizierungsstellen.