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GLOBAL ORGANIC TEXTILE STANDARD
ECOLOGY & SOCIAL RESPONSIBILITY

Bio-Fasern

Angesichts der drängenden Herausforderungen im Bereich der Nachhaltigkeit muss sich die Mode- und Textilindustrie einem Paradigmenwechsel in Produktion und Konsum stellen. Bio-Fasern haben sich zu einem wichtigen Teil dieses Umdenkens entwickelt und erfordern eine Textilindustrie, die ihre negativen Auswirkungen auf die Umwelt proaktiv reduziert, während sie dem menschlichen Wohlbefinden Vorrang vor kurzfristigen Gewinnen einräumt.

An der Spitze dieser Bewegung steht der Global Organic Textile Standard (GOTS), der für Transparenz und Verantwortlichkeit sorgt. Um das Label „Made with organic“ tragen zu dürfen, muss ein Textilerzeugnis mindestens 70 Prozent zertifizierte Bio-Fasern enthalten, während für das Label „Organic“ mindestens 95 Prozent zertifizierte Bio-Fasern erforderlich sind. Der verbleibende Anteil der Fasern muss die strengen Kriterien der GOTS-Anforderungen erfüllen.

Was sind Bio-Fasern?

  • Nachhaltig: Bio-Fasern stammen aus ökologischem Landbau – einer reglementierten und zertifizierten Methode zur nachhaltigen Landbewirtschaftung. Bio ist der einzige gesetzlich geregelte Standard für umweltfreundliche Landwirtschaft und eine bewährte Methode, um zu den Zielen der Nachhaltigkeit beizutragen.
  • Pflanzliche oder tierische Herkunft: Bio-Fasern können pflanzlicher Herkunft sein – wie Baumwolle, Leinen oder Hanf – oder tierischer Herkunft – wie Wolle, Seide oder Kaschmir.
  • Frei von giftigen Chemikalien: Die ökologische Faserproduktion verbietet den Einsatz von schädlichen Pestiziden, Herbiziden und synthetischen Düngemitteln, die sich nachweislich negativ auf die Ökosysteme und/oder die menschliche Gesundheit auswirken.
  • GVO-frei: Die Verwendung von genetisch veränderten Organismen (GVO) ist in der ökologischen Landwirtschaft verboten. Der Grund dafür sind die potenziellen und nachgewiesen negativen Auswirkungen von GVO auf die Gesundheit von Mensch und Ökosystem. Bio-Fasern werden daher aus landwirtschaftlichen Systemen gewonnen, die die biologische Vielfalt fördern und die Funktionen des Ökosystems unterstützen.

Was sind die Vorteile von Bio-Fasern?

  • Förderung der Artenvielfalt: Durch den Verzicht auf giftige Chemikalien und synthetische Düngemittel fördert die ökologische Faserproduktion gesündere Ökosysteme, verringert die Wasserverschmutzung und erhält die Artenvielfalt.
  • Menschliche Gesundheit: Der Verzicht auf Schadstoffe im ökologischen Faseranbau minimiert das Risiko gesundheitlicher Probleme, die durch den Kontakt mit chemischen Rückständen verursacht werden können – sowohl für die Beschäftigten in der Landwirtschaft als auch für die Menschen, die das Endprodukt nutzen.
  • Nachhaltigkeit: Die ökologische Faserproduktion unterstützt nachhaltige Anbaumethoden, die die Bodenfruchtbarkeit, den Wasserschutz und die langfristige ökologische Belastbarkeit fördern.
  • Größere Autonomie und Widerstandsfähigkeit der Beschäftigten in der Landwirtschaft: Bio-Betriebe, die Pflanzenextrakte und natürliche Bodenverbesserungsmittel verwenden, sind weniger abhängig von externen Betriebsmitteln (z.B. Pestiziden und Düngemitteln). Darüber hinaus sorgt die notwendige Fruchtfolge für wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit, weil Bio-Fasern als Teil ökologischer Lebensmittelsysteme nicht nur gesunde Gemeinschaften, sondern auch die Ernährungssicherheit fördern.

Warum ist eine Zertifizierung wichtig?

  • Authentizität und Vertrauen: Die Zertifizierung ist ein wirksames Instrument, um die Echtheit von Bio-Fasern nachzuweisen und das Vertrauen von Kundschaft und Unternehmen gleichermaßen zu stärken. Sie bietet eine verlässliche Garantie dafür, dass die Produkte, die gekauft oder verarbeitet werden, wirklich biologisch sind – strenge Anforderungen und eine unabhängige Überprüfung untermauern diese Garantie. Im Gegensatz zu Selbsterklärungen, die nicht von außen objektiv bestätigt werden können, bietet die Zertifizierung einen handfesten Beweis für Integrität und schafft Vertrauen in die ökologische Lieferkette.
  • Rückverfolgbarkeit: Zertifizierte Bio-Fasern bieten eine Rückverfolgbarkeit, die es ermöglicht, den Weg der Faser vom Endprodukt bis zu ihrem Ursprungsbetrieb zurückzuverfolgen. Das sorgt für Transparenz und Verantwortlichkeit und gewährleistet, dass die Bio-Angaben überprüft und bestätigt werden können. Unternehmen und Menschen, die die Produkte verwenden, können so auf die Echtheit der Fasern vertrauen.
  • Einhaltung der Vorschriften: Die Zertifizierung von Bio-Fasern gewährleistet die Einhaltung von Vorschriften und Standards in Bezug auf die Bio-Kennzeichnung und Nachhaltigkeitsaussagen. Durch die Zertifizierung können Unternehmen ihr Engagement für verantwortungsvolle Praktiken nachweisen und mögliche rechtliche Probleme oder den Vorwurf des Greenwashing vermeiden.
  • Transparenz: Die Zertifizierung fördert Transparenz, indem sie klare Informationen über die Herkunft und die Produktionsmethoden der Fasern liefert und es den Menschen so ermöglicht, fundierte Kaufentscheidungen zu treffen, die ihren Werten entsprechen.

Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass der GOTS Rohmaterialien zertifiziert. Die ökologische Faserproduktion fällt nicht direkt unter das GOTS-Zertifizierungssystem, da der GOTS selbst keine Standards für den ökologischen Faseranbau festlegt. Stattdessen fällt der Anbau von Bio-Fasern in den Geltungsbereich der Standards für den ökologischen Landbau, die in vielen Fällen von den nationalen Regierungen festgelegt werden.

Für die ökologische Faserproduktion ist eine Zertifizierung für den entsprechenden Produktionsbereich nach einem der IFOAM-Standards erforderlich. Die IFOAM-Standardfamilie verfügt über ein eigenes Akkreditierungssystem, und die zugehörigen Standards sind offiziell als ökologisch anerkannt und umfassen sowohl private als auch staatliche Vorschriften. Klicken Sie auf das Bild, um die aktuelle IFOAM-Standardfamilie zu sehen.

Warum es nicht ausreicht, sich nur auf Bio-Fasern zu verlassen?

Obwohl Bio-Fasern wesentlich zu nachhaltigem Handeln in der Textilindustrie beitragen, braucht es mehr, um umfassende Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Hier sind die wichtigsten Gründe, warum ökologische Fasern allein nicht ausreichen:

  • Verarbeitung und Einsatz von Chemikalien: Auch wenn ein Textilerzeugnis zu 100 Prozent aus organischen Fasern besteht, können bei nachfolgenden industriellen Verarbeitungsschritten schädliche Chemikalien und fragwürdige Praktiken zum Einsatz kommen. Ein Endprodukt, das frei von Rückständen und damit sicher für die Menschen ist, die es kaufen, stellt also keine Garantie dafür dar, dass bei der Herstellung keine giftigen Chemikalien verwendet wurden (die leider oft in die Umwelt gelangen und von den Mitarbeitenden der Textilbetriebe verarbeitet werden). Aus diesem Grund sind organische Fasern beim GOTS der Anfang, ungiftige Verarbeitungsmethoden die Konsequenz und saubere Produkte das Ergebnis.
  • Arbeitsbedingungen: Die Konzentration auf Bio-Fasern bedeutet nicht automatisch, dass auch die Arbeitsbedingungen der an der Textilproduktion beteiligten Menschen berücksichtigt werden. Die Gewährleistung einer ethischen Behandlung, fairer Löhne und sicherer Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden der Textilbetriebe erfordert einen umfassenden Ansatz, der über den Aspekt der Bio-Fasern hinausgeht.
  • Verpackungen: Die in der Textilindustrie verwendeten Verpackungsmaterialien können einen erheblichen Einfluss auf die Gesamtnachhaltigkeit der Produkte haben. Wer sich nur auf Bio-Fasern verlässt, vernachlässigt die Bedeutung einer umweltfreundlichen Verpackung.
  • Technische Qualität der Produkte: Die technischen Eigenschaften von Textilfasern wirken sich indirekt auf die Umwelt aus, da sie die Lebensdauer eines Produkts und damit den Ressourcenverbrauch bzw. das Abfallaufkommen beeinflussen. Die alleinige Verwendung von Bio-Fasern ist also keine Garantie für Qualität.

 

Der GOTS ist ein umfassender Standard, der strenge Umwelt-, Menschenrechts- und Sozialkriterien für die gesamte textile Lieferkette festlegt. Informieren Sie sich über die wichtigsten Merkmale des GOTS:

Alle Verarbeitungsstufen
Sorgfaltspflicht
Menschenrechte und soziale Kriterien
Umweltkriterien
Rückverfolgbarkeit
Zertifizierung durch Dritte
Bio-Fasern

Welche Fasern dürfen in GOTS-zertifizierten Produkten verwendet werden?

Alle Naturfasern, die nach einem der IFOAM-Standards zertifiziert werden können, dürfen in einem GOTS-zertifizierten Produkt verwendet werden. Beispiele sind Baumwolle, Hanf, Flachs/Leinen, Jute, Kokos, Kapok oder Wolle, Seide, Alpaka, Kaschmir und Mohair.

Der GOTS bietet zwei Güteklassen für Textilprodukte:

  • „Organic“ steht für einen Mindestanteil von 95 Prozent Bio-Fasern und
  • „Made with organic“ für einen Mindestanteil von 70 Prozent Bio-Fasern.
  • Beide Kennzeichnungen sind für den Umstellungsstatus als „Organic in conversion“ und „Made with organic in conversion“ verfügbar, wenn Fasern verwendet werden, die von ökologischen Erzeugerbetrieben stammen, die sich seit mindestens zwölf Monaten in der Umstellung zum Bio-Betrieb befinden.

Der verbleibende Anteil des Produkts kann aus bestimmten, vom GOTS zugelassenen Zusatzfasern bestehen. Diese zusätzlichen Fasern, die in Kombination mit den zertifizierten Bio- oder Umstellungsfasern verwendet werden, müssen strenge, vom GOTS festgelegte Kriterien erfüllen.

Zulässige zusätzliche Fasern in GOTS-Version 7.0

Einzeln oder in Kombination bis zu 30 Prozent für

  • Nicht-biologisch zertifizierte pflanzliche oder tierische Fasern, die aus nicht-gentechnisch veränderten Quellen stammen
  • Regeneratfasern auf Cellulosebasis wie Lyocell aus nachhaltigen Quellen (z.B. FSC), Viskose, Modal. Alle aus Nicht-GVO-Quellen
  • Regeneratfasern auf Proteinbasis wie Kasein. Alle aus Nicht-GVO-Quellen
  • Bestimmte recycelte synthetische Fasern, wie z.B. recyceltes Polyester
  • Bestimmte neue Fasern wie Elastan
  • PLA-Fasern aus nicht gentechnisch veränderten Biomassequellen

Diese zusätzlichen Fasern dürfen nur zu bestimmten Anteilen verwendet werden. Die entsprechenden Einschränkungen finden Sie in GOTS-7.0, Abschnitt 3.2.3.

Verbotene zusätzliche Fasern

Einige bestimmte Faserkategorien sind von GOTS ausdrücklich verboten:

  • Konventionell angebaute Baumwolle
  • Natives Polyester
  • Konventionelles Angorahaar
  • Acryl
  • Wolle, die aus Betrieben stammt, in denen Mulesierung praktiziert wird
  • Asbest, Kohlenstoff- und Silberfasern

Was bedeutet „Organic in conversion“?
  • Der Begriff „Organic in conversion“ bezieht sich auf einen Übergangszeitraum im Prozess der ökologischen Landwirtschaft.
  • Es handelt sich um die Phase, in der die Beschäftigten in der Landwirtschaft ihren Betrieb umstellen, um ökologische Grundsätze und Zertifizierungsanforderungen zu erfüllen.
  • Während dieses Zeitraums betreiben die landwirtschaftlichen Betriebe ökologischen Landbau, haben aber noch nicht die erforderliche Übergangszeit hinter sich, um eine vollständige ökologische Zertifizierung zu erhalten.
  • Die Umstellungsphase dauert in der Regel drei Jahre – aufgrund der rückwirkenden Anerkennung ökologischer Bewirtschaftungspraktiken kann die Dauer ggf. angepasst werden. Das bedeutet, dass der Umstellungszeitraum verkürzt werden kann, wenn bestimmte, mit den ökologischen Standards übereinstimmende Praktiken bereits vor Beginn des offiziellen Übergangszeitraums im Betrieb angewandt wurden. Mit anderen Worten: Wenn der Betrieb unwissentlich ökologische Praktiken angewandt hat, kann dieser Aufwand berücksichtigt und der Umstellungszeitraum angepasst werden.
  • Produkte, die als Umstellungsprodukte gekennzeichnet sind, werden aus Fasern von Betrieben hergestellt, die sich seit mindestens zwölf Monaten in der Umstellung auf den ökologischen Landbau befinden.
  • Fasern, die sich in der Umstellung auf den ökologischen Landbau befinden, werden weiterhin kontrolliert und müssen bestimmte Anforderungen erfüllen, um die Einhaltung der ökologischen Standards zu gewährleisten.
  • Mit dem Kauf von ökologischen Umstellungsprodukten werden die in der Landwirtschaft Beschäftigten bei der Umstellung auf den ökologischen Landbau unterstützt und gefördert.
  • Die Wahl von Umstellungsprodukten trägt zum Wachstum der ökologischen Landwirtschaft bei und fördert die Einführung nachhaltiger Anbaumethoden. Die Kennzeichnung „Organic in conversion“ ist im GOTS nur dort zulässig, wo der Produktionsstandard, auf dem die Faserproduktion basiert, dies erlaubt (z.B. nicht in den USA, gemäß den USDA NOP-Vorschriften).
  • Der GOTS-Zertifizierungsprozess beginnt auf der Ebene der Verarbeitung, z.B. bei den Entkörnungsbetrieben für Baumwolle. Ökologische Umstellungsfasern und Textilerzeugnisse müssen auf allen Stufen der Wertschöpfungskette getrennt von nicht-ökologischen und ökologischen Erzeugnissen gelagert und verarbeitet werden.
  • Zwar ist kein separates Audit erforderlich, aber die Güteklasse „Organic in conversion“ wird auf dem GOTS-Scope Certificate Products Appendix vermerkt (siehe Scope Certificate Template).
Erlaubt der GOTS die Kennzeichnung „Organic in conversion“?

Die Kennzeichnungen „Organic in conversion“ und „Made with organic in conversion“ sind zulässig, wenn der zertifizierende Standard für ökologische Erzeugung dies zulässt. Der GOTS setzt voraus, dass die Fasern nach einem der IFOAM-Standards zertifiziert sind, die wiederum private und nationale Standards umfassen.

In den USA ist dies nicht möglich, da das USDA NOP die Bezeichnung „Organic“ nur für Waren zulässt, die von NOP-zertifizierten Betrieben stammen – und auch nur dann, wenn diese die Umstellungsphase abgeschlossen haben.

Die Umstellung von konventionellen landwirtschaftlichen Praktiken auf ein ökologisches Bewirtschaftungssystem erfordert einen Übergangszeitraum, der als „Umstellungsphase“ bezeichnet wird. Diese Übergangszeit dauert in der Regel drei Jahre. Sie ist jedoch abhängig von der Bio-Zertifizierungsnorm, dem Umfang der Produktion und der Vorgeschichte des Betriebs. In dieser Zeit lernen die in der Landwirtschaft Beschäftigten die Anforderungen der Öko-Zertifizierung zu erfüllen, einschließlich der Dokumentation, der Umsetzung ökologischer Anbaumethoden, der Wiederherstellung der Bodengesundheit und der Substituierung verbotener Betriebsmittel durch natürliche und pflanzliche Alternativen. Die in der Landwirtschaft Beschäftigten werden von den Zertifizierungsstellen gemäß den Anforderungen der ökologischen Produktionsstandards geprüft.

Was steckt hinter der GOTS-Initiative zum GVO-Test von Baumwolle?

Global Standard arbeitet zusammen mit OCA (Organic Cotton Accelerator) und dem Textile Exchange (TE) an einem Eignungsprüfungsprogramm für Labore, mit dem Proben auf das Vorhandensein von GVO in Bio-Baumwolle nach dem Protokoll ISO IWA 32:2019 getestet werden können.

Lesen Sie mehr über die ISO IWA 32:2019 Eignungsprüfungsinitiative zum Screening auf das mögliche Vorhandensein von gentechnisch veränderter Baumwolle.